Ein Brief von der Bank
"Sehr geehrter Herr Krause,
haben
Sie sich nicht schon oft geärgert, weil sie gerade nicht genug Geld auf
dem Konto hatten, als sich Ihnen eine einmalige Kaufgelegenheit bot? Diese
Zeiten sind jetzt vorbei, denn Gierhals, Geyer und Co. räumen Ihnen ab
sofort einen Dispositionskredit von **** EUR ein. So behalten Sie auch bei
kurzfristigen Engpässen alle Freiheiten; und wenn Ihnen ein Schnäppchen
begegnet, können Sie getrost zugreifen."
Und was soll das bedeuten?
Finanzielle Freiheit bei kurzfristigen
Engpässen? Dispositionskredit? Einmalige Kaufgelegenheit? Irgendwie keimt
in uns der Verdacht, dass der Kundenberater von Opa Krauses Hausbank ihn
mit diesem Brief dazu überreden will, doch einfach ein paar Schulden zu
machen. Was haben Schulden mit finanzieller Freiheit zu tun? Gute Frage!
Auf jeden Fall klingt Dispositionskredit besser. So ziemlich jedem mit
regelmäßigem Einkommen räumen die Banken diese Überziehungsmöglichkeiten
ein. Man kann zwei bis drei Monatsgehälter aus dem Geldautomaten ziehen
ohne mit ihnen Rücksprache zu halten. Im Allgemeinen beträgt der Zinssatz um
die 10% pro Jahr, was einfach vom Konto abgebucht wird. Sicher ist gegen die
Inanspruchnahme des Dispos nichts einzuwenden, wenn man wirklich nur ein
paar Tage rote Zahlen auf seinem Auszug sieht.
Aber Hand aufs Herz: Wer kennt keinen, der nicht regelmäßig bereits zwei
Wochen nach der Gehaltszahlung wieder die Null-Linie überschreitet und der
Bank schöne Zinsen beschert.
Zinseszins mal andersrum
Das
Wunder des Zinseffektes funktioniert leider auch in umgekehrter Richtung.
Wer seinen Dispo zu 10% lang genug ausreizt, kann sich über sehr hohe
Schulden wundern. Warum sprechen wir in unserer Investmentanleitung von Dispokredit und Schulden allgemein? Ganz einfach:
Wer Schulden hat, kann nichts investieren. Was nützt mir der schönste
Sparplan mit 5% Zinsen, wenn mir die Bank regelmäßig Überziehungszinsen von
10% vom Konto abbucht? Ein schönes Verlustgeschäft! Oberstes Gebot für
alle zukünftigen Geldanleger ist also: Kommt von den Schulden runter bevor Ihr das Investieren anfangt!
Das klingt leichter als es ist. Wer verzichtet schon gern auf das
dritte Glas Bier oder die schnelle Currywurst an der Bushaltestelle, nur
weil das Konto seit zwei Monaten im Minus ist? Warum soll man auf die neue
Stereoanlage sechs Monate warten, wenn man doch einfach an einen dieser
Zauberautomaten von der Sparkasse oder Bank gehen kann, um sich einen weiteren
kleinen Kredit aus der Wand zu ziehen? Hier hilft leider nur Disziplin.
Wir haben gesehen, was für schöne Erfolge man mit der Zeit durch
regelmäßiges Sparen kleiner Beträge erzielen kann. Bevor wir so weit
kommen, müssen wir eben einen Teil unseres Geldes für die Reduzierung
unserer Kreditschulden aufbringen. Na klar, vielleicht müssen wir uns für
einige Zeit vieles verkneifen, aber wir werden gut ohne einige Dinge, die
wir für unerlässlich hielten, auskommen.
Mal ehrlich: Kaufen wir nicht
oft genug etwas, das wir eigentlich nicht brauchen? Viel schlimmer: Mit
Hilfe der Banken haben wir Dinge gekauft, die wir nicht brauchten, mit
Geld, das wir gar nicht hatten. Sehr clever von den Banken! So werden 5 % des
Konsums in Deutschland durch Dispositions- oder Ratenkredite finanziert.
Worauf können wir uns freuen?
Disziplin kann ganz schön langweilig sein,
wenn man sie nicht mit einer schönen Vorstellung verbindet. Deshalb die
nächste goldene Regel: Setzt euch Ziele! Ein schönes Beispiel: "Ich
will binnen eines Jahres meine Schulden abgebaut haben, um dann endlich
anständige Rücklagen bilden zu können." Später dann: "Ich will von nun an
200 Euro im Monat investieren, damit ich mit 65 die halbe Million
zusammengerafft habe. Allerdings wollen wir's nicht so bierernst sehen und
akzeptieren auch Vorgaben wie: "Ich will mit 50 in der Lage sein, mir den
schönen teuren Sportwagen von XYZ zu kaufen, ohne dafür eine Hypothek
aufnehmen zu müssen." Der persönliche Wunschzettel kann aussehen, wie's
beliebt. Die Hauptsache ist, dass man kontinuierlich dafür spart. Und im nächsten Schritt schauen wir dazu einmal nach, auf welche Art und Weise viele Deutsche ihr Erspartes anlegen.
Schritt 1: Einführung
Schritt 2: Was bedeutet Geldanlage eigentlich?
Schritt 3: Das Wunder des Zinseszinseffektes
Schritt 4: Ziele setzen und runter mit den Schulden
Schritt 5: Die Legende vom Lottogewinn
Schritt 6: Kleinanleger an die Börse!
Schritt 7: Vom Umgang mit dem Risiko
Schritt 8: Wie die Weisen unser Geld verwalten
Schritt 9: Besser als die Weisen
Schritt 10: Zusammenfassung
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