Die in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Investmentfonds lassen
sich grob in die folgenden Klassen einteilen. Wir weisen explizit darauf hin, dass es selbstverständlich auch noch andere Klassen gibt, die aber zum einen viel seltener angeboten werden und zum anderen auch nicht das Anlagevolumen haben, dass die von uns erwähnten Fonds auf sich vereinen.
• Rentenfonds Hier
wird das Fondsvermögen in festverzinsliche Wertpapiere mit
unterschiedlichen Laufzeiten angelegt. Neben regelmäßigen Zinseinnahmen
verspricht man sich auch Kursgewinne.
• Aktienfonds Das
Management dieser Fonds investiert in Aktien. Wer sein Geld in Aktienfonds
steckt, setzt hauptsächlich auf Kursgewinne.
• Gemischte
Fonds Mischfonds investieren sowohl in Anleihen als auch in
Dividendenpapiere (=Aktien). Die Gewichtung der unterschiedlichen
Anlageformen wird vom Management regelmäßig der Einschätzung der
Marktsituation angepasst.
• Offene Immobilienfonds Vom Geld
der Anleger werden vorwiegend Gewerbeimmobilien gekauft. Diese Fonds
werden von Bankberatern gerne denjenigen Kunden empfohlen, die ihr
Vermögen vor Inflation schützen möchten, aber das Kursrisiko bei Anleihen
und Aktien scheuen.
• AS-Fonds
("Altersvorsorge-Sondervermögen") AS-Fonds wurden von den
Fondsgesellschaften als Baustein der privaten Altersvorsorge konzipiert
und investieren in Aktien, Anleihen und Immobilien. Nach gesetzlichen
Vorgaben müssen Fonds mit "AS-Gütesiegel" stets mindestens 51% des
Fondsvermögens in Sachwerten (Aktien oder Immobilien)
halten.
• Dachfonds Dachfonds sind im übertragenen Sinne
Fonds zum Quadrat. Ihr Management kauft verschiedene Investmentfonds und
fasst diese in einem eigenem Dachfonds zusammen, der vermarktet
wird.
Auf die Unterschiede dieser Konstruktionen werden wir in
dieser Serie noch näher eingehen. Zunächst wollen wir uns aber mit den
Gemeinsamkeiten aller Investmentfonds befassen.
Welche Gemeinsamkeiten gelten für alle Fonds?
• Wer bietet Investmentfonds an?
Banken und Versicherungen
dominieren das Geschäft mit Investmentfonds. Fast allen Kreditinstituten
gehören eigene Fondsgesellschaften, die Fonds aus der oben erwähnten
Produktpalette anbieten. Als Beispiele seien hier die DEKA (Sparkassen),
Union-Investment (Volksbanken) und die DWS (Deutsche Bank) genannt. Auch
viele deutsche Versicherer haben mittlerweile eigene Gesellschaften
gegründet, um vom Fondsboom zu profitieren. Es gibt aber auch unabhängige
Anbieter. Hierbei handelt es sich meistens um US-amerikanische
Gesellschaften, die in Luxemburg europäische Niederlassungen gegründet
haben. Beispiele sind Templeton und Fidelity.
Alle Fondsvermögen
erzielen Einnahmen in Form von Zins- oder Mietzahlungen und/oder
Dividenden. Diese werden in der Regel einmal pro Jahr an die Anleger
ausgeschüttet. Lediglich so genannte thesaurierende Fonds legen dieses
Geld direkt wieder im Fonds an und schütten bei Vorliegen eines
Freistellungsauftrages nur den Quellensteueranteil aus.
Meistens
wird beim Kauf ein Ausgabeaufschlag von bis zu 5 % fällig. Außerdem wird
eine jährliche Managementgebühr erhoben. In den letzten Jahren werden
zunehmend Fonds ohne Aufschlag, man nennt sie vornehm Tradingfonds,
angeboten. Bei ihnen ist jedoch die jährliche Vergütung fürs Management
höher, so dass sie ab einer gewissen Haltedauer sogar eine ungünstigere
Gebührenstruktur als "traditionelle" Produkte aufweisen.
• Wie
kauft und verkauft man Fondsanteile?
Wer Anteile kaufen oder
verkaufen möchte, kann dies jederzeit tun. Die Preise werden einmal pro
Börsentag ermittelt. Eine Order, die noch am selben Tag ausgeführt werden
soll, muss der Bank oder der Fondsgesellschaft normalerweise bis 11:00
oder 12:00 Uhr vorliegen. Andernfalls wird sie erst am nächsten Börsentag
ausgeführt. Die Rücknahmepreise des letzten Tages findet man auf den
Websites der Gesellschaften, in überregionalen Tageszeitungen oder im
Teletext von ARD und ZDF.
Man hat die Wahl zwischen
Einmalzahlungen und dem Abschluss von Sparplänen. Bei Sparplänen wird
regelmäßig (z.B. monatlich) ein bestimmter Betrag vom Girokonto abgebucht,
um dafür Fondsanteile zu kaufen.
Der bis heute wichtigste
Vertriebsweg für Fondsprodukte ist der Verkauf am Schalter von Banken und
Sparkassen. Wer sich für Fonds interessiert, braucht sich nur beim
Kundenberater seines Kreditinstitutes zu erkundigen. Dieser wird sicher
gerne nähere Auskünfte geben. Allerdings ist es bisher selten vorgekommen,
dass ein Sparkassenangestellter seinen Kunden Fonds der DWS zum Kauf
empfohlen hat. Das Beratungsangebot beschränkt sich nämlich in der Regel
auf die Produkte der zur Bank gehörenden Investmentgesellschaft. Wer über
seine Hausbank Fondsanteile erwirbt, hat die Wahl zwischen zwei
Verwahrungsarten: Man kann die Fondsanteile seinem Wertpapierdepot beim
Institut gutschreiben oder sie direkt von der Fondsgesellschaft verwahren
lassen. Letzteres ist meistens günstiger, da die Ausschüttungen der Fonds
kostenlos wieder angelegt werden (keine erneuten Ausgabeaufschläge!). Die
Hausbank gewährt normalerweise lediglich einen so genannten
Wiederanlage-Rabatt.
Hinweis: Den
Freistellungsauftrag nicht vergessen! Sonst kassiert der Staat unnötig
Steuern.
Man kann natürlich auch direkt mit den Fondsgesellschaften
Kontakt aufnehmen und bei ihnen ein Depot eröffnen. Das Anfordern von
Vertragsformularen über das Internet ist heutzutage kein Problem
mehr.
Wir hatten bereits erwähnt, dass für die meisten Fonds ein
Ausgabeaufschlag verlangt wird. Wer diesen nicht in voller Höhe bezahlen
möchte, kann im Falle einer größeren Einmalzahlung mit seiner Bank über
einen Preisnachlass verhandeln oder sich an einen Discountbroker wenden.
Direktbanken bieten nämlich zahlreiche Fonds verschiedener Gesellschaften
mit Rabatt an. Dies gilt häufig auch für Sparpläne.
• Wie kann man sich über einzelne Fonds
informieren?
Bei den Banken kann man sich viele bunte Prospekte
über Investmentfonds abholen oder sie bei den Fondsgesellschaften
anfordern. Diese Heftchen geben meist einen kurzen Überblick über die
Anlagephilosophie und die "Zielgruppe" der unterschiedlichen Produkte.
Mehr als gut gemachte Werbung - schließlich soll den Kunden ja etwas
verkauft werden - sind sie jedoch meistens nicht.
Die (halb)jährlichen Rechenschaftsberichte enthalten da schon bessere
Informationen. Sie geben detaillierte Auskunft über die Wertpapiere im Bestand und
berichten auch über die Transaktionen seit Vorlage des letzten Reports.
Wer hartnäckig fragt, kann auch sie von seiner Bank bekommen. Viele
Fondsgesellschaften sind dazu übergegangen, die aktuellen
Rechenschaftsberichte im Internet auf ihren Websites zum Download
anzubieten.
Natürlich wird auch in Zeitungen und Magazinen viel
über Investmentfonds geschrieben. Besonders beliebt sind regelmäßige
Hitlisten, welche die Wertentwicklung (also Performance) von Fonds
vergleichen. Wir halten derartige Hitlisten für Firlefanz. Die Begründung
liefern wir im übernächsten Schritt dieser Serie.
Tipp: Vor der Kaufentscheidung sollte man
sich ausführlich über die zur Auswahl stehenden Produkte informieren. Auch
Investmentfonds sind eine Langfrist-Anlage. Da kann es sich lohnen, etwas
Zeit zu opfern und die Produkte verschiedener Anbieter zu
vergleichen.
Schritt1: Einleitung
Schritt2: Eine gute Idee, für die man teuer bezahlt
Schritt3: Fonds gibt es wie Sand am Meer
Schritt4: Rentenfonds für den Lebensabend?
Schritt5: Aktienfonds
Schritt6: Aussteigen oder weitersparen?
Schritt7: Mischfonds und Immobilienfonds
Schritt8: AS-Fonds und Dachfonds klingen vornehm
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