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Aktien Anlage

Schritt 4
Anleihen - ein Beispiel


Wie in der vorhergehenden Folge versprochen, schauen wir uns nun Beispiele an. Beginnen wir mit einem Bundesschatzbrief vom Typ B. Das sind die, bei denen die Zinsen nicht ausgezahlt werden, sondern weiter mitverzinst werden. Bundesschatzbriefe vom Typ B laufen maximal über 7 Jahre und werden in jedem Jahr etwas höher verzinst als im vorangegangenen. Für unser Beispiel kaufen wir "Bundesschätzchen" (ab jetzt BS genannt) für 1.000 EUR Nennwert. Wir nehmen an, dass diese BS im ersten Jahr mit 3% verzinst werden, im zweiten Jahr mit 3,5%, im dritten Jahr mit 4%. Die weiteren Jahre sind uns egal, denn wir werden die BS im dritten Jahr zurückgeben. Schauen wir uns die wichtigen Daten für unser Beispiel in einer Tabelle an:
Auflage des BS:                     1. März 2017
Kauf am:                           15. März 2017
Zinsen bis 28.2.2018:                       3,0%
Zinsen vom 1.3.2018 bis 28.2.2019:          3,5%
Zinsen vom 1.3.2019 bis 28.2.2020:          4,0%
Rückgabe des BS:                   31. Juli 2019 

Wer genau hinsieht, stellt fest, dass die Tabelle auch das letzte fehlende Datum ergänzt: Den Rückgabetag. Wir bekommen verschiedene Zinssätze in verschiedenen Zeiten. Wir würden gerne wissen, was der Kauf der BS genau kostet, was wir bei Rückgabe bekommen, und welche effektive jährliche Rendite wir in dieser Zeit bekommen haben. Das Beispiel ist übrigens völlig frei erfunden. Wer mehr über Bundesschatzbriefe erfahren möchte, kann sich gerne in unserer Anleihenserie informieren.

Zur ersten Frage: Wie viel kostet der Kauf? Zunächst muss man wissen, dass Banken und Sparkassen verpflichtet sind, für uns Kunden BS gebührenfrei zu besorgen! Manchmal muss man die freundlichen Damen und Herren an den Schaltern allerdings darauf stoßen. Man braucht auch kein Bankdepot für BS, sondern kann sie bei der Bundesschuldenverwaltung (BSV) verwahren lassen. Das ist ebenfalls gebührenfrei! Also kosten die BS nur den Nominalwert von 1.000 EUR? Fast. Da wir sie nicht am Ausgabetag kaufen, sondern am 15. März, müssen wir Stückzinsen für einige Tage zahlen, genau 15 an der Zahl.

Wir erinnern uns an die lineare Zinsberechnung, um die Stückzinsen für diese 15 Tage zu berechnen. Im ersten Jahr gilt ein Zinssatz von 3%. Von 1.000 EUR sind das 30 EUR. Verteilt auf 360 Tage ergibt das 1,25 EUR Zinsen für 15 Tage. Wir müssen also 1.001,25 EUR für unsere BS auf den Tisch legen. Danach übertragen wir die Papiere zur Verwaltung auf die Bundesschuldenverwaltung.

Zeitsprung zum 31. Juli 2019: Wir wollen die BS samt aufgelaufener Zinsen wieder verkaufen. Wie viel Zinsen sind es? Dazu müssen wir schrittweise vorgehen, da wir jedes Jahr unterschiedliche Zinssätze bekommen.

Für die Zeit vom 1. März 2017 bis zum 28. Februar 2018 bekommen wir 30 EUR Zinsen, das haben wir oben bereits ausgerechnet. Ab dem 1. März 2018 muss uns der Bund demnach bereits 1.030 EUR verzinsen. Das tut er mit 3,5%. 3,5% von 1.030 EUR sind 36,05 EUR. Das bedeutet, ab dem 1. März 2019 muss der Bund Zinsen für 1.066,05 EUR bezahlen, aber nicht mehr für ein ganzes Jahr, da wir die Papiere am 31. Juli zurückgeben. Das sind genau 150 Zinstage, denn der 31. März, der 31. Mai und der 31. Juli sind zinsfrei. 4% von 1.066,05 EUR sind 42,642 EUR. Davon 150 360stel sind 17,7675 EUR oder gerundet 17,77 EUR. Letztendlich bekommen wir also 1083,82 EUR zurück. Keine umwerfende Summe, dafür aber völlig sicher.

Da wir 1001,25 EUR bezahlt haben, haben wir insgesamt 82,57 EUR Gewinn gemacht. Das entspricht einer Gesamtrendite von 8,24669%. Das gebe ich hier so genau an, um daraus die Jahresrendite zu berechnen. Wir haben die BS 2 Jahre und 138 Tage gehalten. Das sind anders ausgedrückt 2,37808 Jahre. Mein Compi sagt mir, dass wir dadurch eine effektive jährliche Rendite von 3,388% erzielt haben. Das liegt irgendwo im Rahmen der einzelnen Zinssätze, die uns der Bund bezahlt hat und war so ähnlich zu erwarten.

Wenden wir uns nun einem Beispiel zu, das uns an die Rentenbörse führt. Dabei kommt ein zusätzlicher Faktor ins Spiel: Der Kurs einer Anleihe. Bundesschatzbriefe kann man immer zum Nennwert kaufen und zurückgeben. Börsennotierte Anleihen haben dagegen einen Kurs, der in Prozent vom Nennwert angegeben wird. Hat ein Papier einen Nennwert von 1.000 Euro und einen Kurs von z. B. 102,15%, dann muss man 1021,50 Euro dafür bezahlen. Die Rechnung des ausführlichen Beispiels oben verändert sich dadurch leicht, weil man bei Kauf und Verkauf nicht einfach den Nennwert + Zinsen einsetzen kann, sondern noch den Kurs berücksichtigen muss.

Bei einer normalen Anleihe werden allerdings im Laufe der Jahre Zinsen ausbezahlt. Das verändert die Renditeberechnung grundlegend. Wie das geht, schauen wir uns in einer späteren Folge an. Bei manchen Rentenrenditen, die man veröffentlicht finden kann, wird davon ausgegangen, dass die erhaltenen Zinsen kostenfrei wieder in dasselbe Papier angelegt werden, zu einem fiktiven Kurs. Das ist in der Praxis gerade für uns Kleinanleger nicht möglich. Nur Großanleger können die Handelskosten für solche Berechnungen vernachlässigen, und üblicherweise legt man das Geld eben nicht im selben Papier wieder an.

Schritt 1: Das 1x1 der Einmalanlagen
Schritt 2: Jährliche Rendite
Schritt 3: Effektiv statt nominal
Schritt 4: Anleihen - ein Beispiel
Schritt 5: Leistet mein Geld dasselbe wie ich?
Schritt 6: Zeitgewichtete Rendite
Schritt 7: Woher kommt der Kontostand?

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